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Puttkurs

Geschwindigkeits-Kontrolle

Geschwindigkeits-Kontrolle ist die aus meiner Sicht wichtigste Grundfähigkeit beim Putten. Zum einen wirst du kaum 3-Putts spielen, wenn dein Tempo immer perfekt ist. Um mit der perfekten Geschwindigkeit weit vom Loch weg zu liegen, müsstest du dich massiv verlesen haben oder den Ball unerklärlich weit von deiner geplant Startrichtung auf die Reise geschickt haben. Zum anderen hängt die Puttlinie, die den Ball ins Loch bringt, ebenfalls von der gewählten Geschwindigkeit ab. Somit kann aus deinem Grünlesen nur eine funktionale Puttlinie entstehen, wenn du das Tempo unter Kontrolle hast. Daher würde ich immer einen großen Fokus auf diese Fähigkeit legen.

Einflussfaktoren der Geschwindigkeit

Geschwindigkeit ist in erster Linie das, was du als Spieler dem Ball über deinen Putter durch den Schlag mit gibst. In gewisser Weise ist es das, was du unter deiner Kontrolle hast. Folgende Faktoren spielen bei der Kontrolle über die Geschwindigkeit eine wesentliche Rolle:

    • Bewegungstempo
    • Bewegungsumfang
    • Bewegungsrythmus
    • Treffpunkt auf der Schlagfläche
    • Eintreffwinkel
    • Putter (Material / Insert)
    • Ball (Material)

Das sind die Dinge, die du als Spieler dem Ball mitgibst. Sie machen die Startgeschwindigkeit des Balls aus. Nach dem Treffmoment tritt der Ball in eine Interaktion mit der Umwelt ein. Diese Kombination aus Startgeschwindigkeit und der Interaktion mit der Umwelt ergibt dann die Länge des Putts. Folgende Umwelteinflüsse, die teilweise auch durch deinen Schlag verursacht werden, haben einen direkten Einfluss auf die Strecke, die der Ball rollt:

    • Grüngeschwindigkeit (stimp)
    • Neigung des Geländes (bergauf / bergab)
    • Oberflächenbeschaffenheit (eben / uneben / feucht / trocken / Grassorte)
    • Sprünge bevor der Ball in die Rollphase übergeht
    • Anteil der Rollphase an der Gesamtstrecke 

So entsteht dann aus einer gegebenen Geschwindigkeit eine bestimmte Länge des Putts.

Geschwindigkeitskontrolle vs. Längenkontrolle 

In der Praxis ist für dich natürlich in erster Linie die Längenkontrolle interessant. Sie ist letztendlich das, was du mit deinem bloßen Auge sehen kannst und was darüber entscheidet, wie weit der Ball vom Loch zur Ruhe kommt, wenn er es nicht trifft. Es ist aber wichtig zu verstehen, dass es zwischen Geschwindigkeits- und Längenkontrolle einen Unterschied gibt. Das was du in den Ball beim Schlag reingibst ist das, was ich als Geschwindigkeitskontrolle bezeichne. Wie wiederholbar du die gleiche Ballgeschwindigkeit erzeugen kannst und wie willentlich du unterschiedliche Ballgeschwindigkeiten erzeugen kannst, gibt den Grad deiner Kontrolle über die Geschwindigkeit wieder. Durch die Umweltbedingungen, in denen der Putt gespielt wird, entsteht aus der Ballgeschwindigkeit dann eine bestimmte Rollstrecke (Länge). Würdest du immer auf den gleichen Grüns unter den gleichen Bedingungen spielen, dann wäre das Maß an Geschwindigkeitskontrolle auch gleichzeitig das Maß an Längenkontrolle. Da das aber so gut wie nie der Fall sein wird, sondern wir es im Golf häufig mit anderen Bedingungen zu tun haben werden (Outdoor Sport), kommt bei der Umwandlung von Geschwindigkeitskontrolle in Längenkontrolle auch noch eine intellektuelle Komponente dazu. Denn du als Spieler musst ein gewisses Maß an Anpassungsfähigkeit haben, damit du die äußeren Einflüsse mit einplanen und situativ die richtige Geschwindigkeit wählen kannst, die dann wiederum die situativ richtige Länge des Putts erzeugt.

Das klingt wahrscheinlich erst mal ziemlich kompliziert, aber ich glaube mit dem folgenden Beispiel wird es deutlicher:
Du hast am Wochenende auf dem Puttinggrün 6m Putts geübt und deine perfekte Geschwindigkeit für diese Strecke gefunden. Am darauf folgenden Montag spielst du eine Runde auf dem Platz. Es hat die ganze Nacht durchgeregnet und die Grüns sind nicht gemäht worden. Direkt auf Loch 1 hast du einen 6m Putt und es gelingt dir auch, den Ball genau so zu putten, wie am Wochenende auf dem Puttinggrün. Der Schlag war also genau so ausgeführt, wie du es haben wolltest (gute Geschwindigkeitskontrolle). Aber aufgrund der äußeren Umstände (Nässe und ungemähte Grüns) rollt der Ball jetzt nur 5m. Deine Längenkontrolle war also nicht gut, obwohl deine Geschwindigkeitskontrolle gut war. Und der Grund dafür ist, dass du dich nicht an die äußeren Bedingungen angepasst hast. Aufgrund der äußeren Umstände, auf die du keinen Einfluss hast, aber die du richtig interpretieren und dich an sie anpassen musst, hättest du deine abgespeicherte Geschwindigkeit für eine 7m Putt auf dem Puttinggrün wählen müssen. Das ist der Große Unterschied zwischen Geschwindigkeits- und Längenkontrolle.
Du kennst bestimmt auch diese Tage, an denen du wirklich jeden Putt von Loch 1 bis Loch 18 zu kurz gelassen hast. Das sind die Tage, an denen es dir nicht gelungen ist, deine Geschwindigkeitskontrolle an die äußeren Bedingungen zu einer sinnvollen Längenkontrolle zusammenzufügen.

Fazit: Du kannst Geschwindigkeits- und Längenkontrolle gerne als Synonym benutzen. Du musst dir nur darüber im klaren sein, dass die Strecke, die dein Ball rollen wird, nicht nur von deinem Schlag abhängig ist, sondern auch von äußeren Bedingungen. Eine wesentliche Kernaufgabe für dich als Spieler ist, dich an diese Bedingungen anzupassen. 

Wichtige Trainingshinweise zur Geschwindigkeitskontrolle

Wenn du wirklich rein an deiner Geschwindikeits- / Längenkontrolle arbeiten möchtest, dann gibt es ein paar wesentliche Trainingsgrundsätze, die du unbedingt beachten solltest. 

Zunächst einmal ist es extrem wichtig im Hinterkopf zu haben, dass unterschiedliche Ballmodelle bei der gleichen Schlagbewegung unterschiedlich schnell von der Schlagfläche abgehen werden. Somit wird, wenn du 2x den exakt gleichen Schlag machst, nur das gleiche Ergebnis bezüglich Geschwindigkeit / Länge herauskommen, wenn du das gleiche Ballmodel benutzt. Die Bälle die du benutzt sollten also alle Vice Pro Plus, Titleist Pro V1 oder alle von welchem Modell auch immer sein. Nur so kann bei dir wirklich ein Gefühl entstehen. Das gleiche gilt übrigens für das Puttermodel. Du wirst nur ein Gefühl aufbauen können, wenn du wirklich deinen eigenen Putter benutzt.

Das Ergebnis deiner Übung muss auch wirklich etwas über die Geschwindigkeit bzw. Länge des Putts ausdrücken. In den meisten Fällen (es gibt ganz wenige Ausnahmen mit ganz konkreten Aufgabenstellungen) drückt ein Ball, der ins Loch geht bzw. das Loch trifft, nichts über die Länge des Putts aus. Denn wir wissen nicht wirklich, wo der Ball liegen geblieben wäre, wenn das Loch nicht im Weg gewesen wäre. Daher solltest du bei diesen Übungen immer Fake Holes, Tees, Münzen, Ballmarker, Zonen oder den Grünrand als Ziele bzw. Referenzpunkte benutzen und nur in ausgewählten Fällen ein richtiges Loch. 

Übungen