Betrachtet man eine Runde Golf einmal ganz genau und im Detail, dann besteht sie aus vielen einzelnen Aufgaben. Jeder Schlag ist eine neue Situation und somit eine neue Aufgabe. Für die Lösung jeder einzelnen Aufgabe sollte man einen genauen Plan haben, wie man sie lösen möchte. Dieser Plan wird für jeden etwas anders aussehen, weil wir alle unterschiedliche Individuen sind. Wie der finale Plan für den Schlag aussieht, hängt von vielen Faktoren ab. Die wohl Wichtigsten sind:
- Was ist der optimale Schlag für diese Situation?
- Wie ist die Ball-Lage?
- Was habe ich für Fähigkeiten?
- Traue ich mir den Schlag in diesem Moment zu?
- Wo darf ich das Ziel verfehlen?
Mit der letzten Frage „Wo darf ich das Ziel verfehlen?“ bzw. „wo darf ich es eben nicht verfehlen?“ möchten wir uns heute etwas genauer beschäftigen. Dazu gehören auf der einen Seite platzstrategische Überlegungen und zum anderen die Kenntnis und Einbeziehung der eigenen Schlag-DNA. Wie das aussehen kann, möchten wir Ihnen an den folgenden Beispielen erläutern.
Platzstrategische Überlegungen beim Schlag ins Grün
Natürlich ist jede Situation bei jedem Schlag ins Grün eine andere. Das hängt von verschieden Faktoren ab. Die wichtigsten sind:
- Form des Grüns
- Wie hängt das Grün
- Wo sind die Hindernisse und welche sind es
- Wie ist die Beschaffenheit ums Grün
Dennoch kann man eine grundlegende, pauschale und einfache Betrachtung der Situation machen. Diese kann dann durch die oben genannten Faktoren in jeder Situation noch ergänzt werden.
Überlegungen für höhere Handicaps
Für höhere Handicaps ist es meistens ausreichend, das Grün in 3 Zonen einzuteilen. Diese sehen Sie im folgenden Bild:
Teilen Sie sich das Grün in 3 Zonen ein:
- Links
- Mitte
- Rechts
Nun schauen Sie, in welcher Zone die Fahne steht. Also in unserem Beispiel ist es die gelbe, blaue oder Lila Fahne. Wenn Sie das festgestellt haben, gibt es 2 Grundregeln, die Sie beachten sollten:
- Die Fahne nicht auf der kurzen Seite verfehlen!
- Wenn die Zone mit der Fahne durch ein Hindernis (Penalty Area oder Bunker) verteidigt ist und die anderen Zone nicht, dann ist die Zone Tabu.
Eine Fahne auf der „kurzen Seite“ verfehlen bedeutet, dass man das Grün bzw. die Fahne auf der Seite verfehlt, auf der sie im Grün steht. Wenn wir in unserem Beispiel die lila Fahne nehmen, die rechts im Grün steckt, dann würden Sie die Fahne auf der kurzen Seite verfehlen, wenn Sie rechts neben die Fahne bzw. das Grün schlagen. Dann hätten Sie nur sehr wenig Grün um den Ball dort zu platzieren, bzw. bei der Annäherung sehr wenig Grün zwischen sich und der Fahne, was es immer sehr schwer macht. Daher sollten Sie dies unter allen Umständen vermeiden.
Überlegungen für niedrigere Handicaps
Für niedrigere Handicaps wird es meistens nicht ausreichen, das Grün in 3 Zonen einzuteilen. Wenn Sie zu dieser Spielergruppe gehören, dann sollten Sie mit 9 Zonen arbeiten:
Zu den Vektoren Links / Mitte / Rechts kommen noch Vorne / Mitte / Hinten dazu. Daraus ergeben sich dann die 9 Zonen, die man oben im Bild sehen kann. Schauen Sie, in welcher Zone die Fahne steht. Der oberste Grundsatz für Sie sollte sein: niemals die Fahne auf den kurzen Seiten missen! Das bedeutet für Sie, wenn die Fahne z.B. Hinten Rechts steht, dann sind sowohl Rechts als auch Lang für Sie Tabu. Das kann auf extrem schnellen Grüns mit viel Neigung auch mal anders sein, aber zu über 90% werden Sie mit dieser Grundregel sehr gut fahren.
Ihre Schlag-DNA
Nachdem der Platz Ihnen mitgeteilt hat, wo Sie die Fahne verfehlen dürfen bzw. wo nicht, kommt nun ihre persönliche Schlag-DNA ins Spiel. Was das ist und was das für eine Rolle spielt, werden wir Ihnen jetzt zeigen.
Ihre Schlag-DNA ist das Muster, das sich ergibt, wenn Sie Bälle auf ein bestimmtes Ziel schlagen. Stellen Sie sich vor, Sie suchen sich auf der komplett leergesammelten Driving Range eine bestimmte Zielrichtung aus, in die Sie jeden Ball versuchen zu schlagen. Anschließend steigen Sie in einen Hubschrauber und schauen von oben auf die Driving Range, auf der nur ihre Bälle liegen. Dort können Sie im Verhältnis zu ihrer Zielrichtung 3 mögliche Muster erkennen:
Die Muster die Sie oben sehen, kann man als die folgenden 3 bezeichnen:
- Die Sprühdose
- Linkslastig
- Rechtslastig
Das wohl schlimmste Muster, um damit auf dem Platz zu spielen, ist die Sprühdose. Das Problem dabei ist, dass Sie keine Ahnung haben, wo ihr Ball hingehen wird. Sind Sie Links- oder Rechtslastig, dann können Sie planen, was mit ihrem Ball passieren wird, wenn der Schlag nicht klappt. Sie können also eine Seite ausschließen. Sollten Sie ihre Schlag-DNA nicht kennen, dann sollten Sie zu einem Professional mit einem Launchmonitor wie z.B. einem Trackman gehen. Der Trackman nimmt alle ihre Schläge auf und zeigt ihnen anschließen die gleichen Grafiken, wie Sie sie oben sehen können. Außerdem empfiehlt sich eine Rundenanalyse mit Fore bzw. Bebrassie. Die wird Ihnen deutlich machen, was auf dem Platz aus welcher Entfernung passiert.
Überlegungen für höhere Handicaps
Sollten Sie das Muster Sprühdose haben, dann gilt für Sie der oberste Grundsatz, dass Fahnen die nicht in der Mitte des Grüns stecken ein Tabu sind. Zielen Sie möglichst immer Mitte Grün, damit Sie auf beiden Seiten genug Platz haben, um das Grün zu treffen. Das wird Ihre Quote der Grüntreffer deutlich erhöhen. Wenn nur auf einer Seite vom Grün ein Hindernis ist, dann sollten Sie von der Mitte abweichen und auf die gegenüberliegende Seite des Grüns zielen. Lieber das Grün auf der offenen Seite verfehlen, als in das Hindernis zu spielen. Wir empfehlen allerdings dringend, einen PGA-Professional aufzusuchen. Schildern Sie ihm das Problem der Sprühdose und arbeiten Sie mit ihm daran, eine Seite so schnell wie möglich aus dem Spiel zunehmen. Das wird ihren Score extrem schnell verbessern.
Sollten Sie das Muster Linkslastig haben, dann sind Fahnen, die auf der linken Seite des Grüns stehen, ein Tabu für Sie. Fahnen die in der Mitte stehen, sollten Sie etwas differenzierter betrachten. Je nachdem, wie stark ihre Linkslastigkeit ist und was links neben dem Grün auf ihren Ball lauert, können Sie die Fahne direkt anspielen oder aus Sicherheitsgründen auf die rechte Seite des Grüns zielen. Fahnen die auf der rechten Seite des Grüns stehen sind für Sie perfekt. Zielen Sie einfach auf die Fahne. Bleibt der Ball gerade ist er am Ziel und ansonsten haben Sie links jede Menge Platz auf dem Grün.
Sollten Sie das Muster Rechtslastig haben, dann sind Fahnen, die auf der rechten Seite des Grüns stehen, ein Tabu für Sie. Fahnen die in der Mitte stehen, sollten Sie etwas differenzierter betrachten. Je nachdem, wie stark ihre Rechtslastigkeit ist und was rechts neben dem Grün auf ihren Ball lauert, können Sie die Fahne direkt anspielen oder aus Sicherheitsgründen auf die linke Seite des Grüns zielen. Fahnen die auf der linken Seite des Grüns stehen sind für Sie perfekt. Zielen Sie einfach auf die Fahne. Bleibt der Ball gerade ist er am Ziel und ansonsten haben Sie rechts jede Menge Platz auf dem Grün.
Überlegungen für niedrigere Handicaps
Grundsätzlich gelten für Sie erstmal die gleichen Überlegungen, wie für die höheren Handicaps (s.o.). Zusätzlich kommt für Sie noch die Überlegung mit Lang und Kurz hinzu. Steht die Fahne hinten, lieber davor bleiben und umgekehrt.
Ihre Aufgaben sind eher im Trainingsbereich und auf Übungsrunden zu sehen. Ist ihre Schlag-DNA eher die Sprühdose, dann sollten Sie sich auf der Range ein Ziel suchen und 10 Bälle auf dieses Ziel spielen. Legen Sie eine Seite vom Ziel fest, die für Sie Tabu ist. Wenn 1 Ball auf der Tabu-Seite vom Ziel landet, dann müssen Sie wieder von vorne beginnen, bis Sie 10 Bälle am Stück geschafft haben. In der nächsten Trainingseinheit nehmen Sie dann die andere Seite. Sollten Sie eine Seitenlastigkeit haben, dann machen Sie die gleiche Übung aber nur mit ihrer schwachen Seite.
Spielen Sie Übungsrunden auf dem Platz. 9 Löcher darf der Ball nur auf ihrer schwachen Seite vor der Fahne liegen und 9 Löcher nur auf der schwachen Seite hinter der Fahne. Sind Sie eher die Sprühdose dann 9 Löcher auf der einen Seite vor der Fahne und 9 Löcher auf der anderen Seite hinter der Fahne. Beim nächsten mal tauschen Sie dann. Dabei spielt es auch überhaupt keine Rolle, ob das auf die jeweilige Fahnenposition Sinn macht oder nicht. Es ist nur eine Übungsrunde und es geht um das Prinzip.
Sollten Sie mit einem dieser Schläge deutliche Probleme haben, gehen Sie zu ihrem PGA-Professional und finden Sie gemeinsamen einen Lösungsansatz dafür. Wenn es Ihnen z.B. schwer fällt, den Ball rechts hinter die Fahne zu spielen beziehungsweise dann wahrscheinlich auch rechts hinten ins Grün zu spielen, arbeiten Sie an einem Schlag, der Mitte Grün aufkommt und nach rechts hinten rollt. Arbeiten Sie daran kreativ zu werden, die Schläge zu sehen und zu fühlen. Je besser Sie das kontrollieren können, desto niedriger werden Sie scoren können. Und das wichtigste ist, stets eine Seite aus dem Spiel nehmen zu können. Das ist eine Fähigkeit, die fast jeder gute Spieler besitzt.
Fazit
Hören Sie auf den Platz. Er erzählt Ihnen, wo Sie hinschlagen dürfen und wo nicht. Kennen Sie ihre Schlag-DNA und nutzen Sie dieses Wissen, um ihre Schläge situativ richtig zu planen. Je besser Sie werden möchten, um so mehr müssen Sie ihre Schlag-DNA bei Bedarf ändern bzw. anpassen können. Das absolut wichtigste ist allerdings, dass Sie unabhängig von ihrer Spielstärke die Sprühdose in den Griff bekommen. Wenn Sie eine Seite ausschließen können, dann werden Sie meistens recht erfolgreich über den Platz kommen. Wir wünschen Ihnen viel Spaß mit diesen Ideen auf dem Platz.