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Die Macht der Gedanken

Ideomotorisches Training im Golfsport

Ideomotorisches Training oder auch Vorstellungstraining ist in vielen Sportarten sehr verbreitet und wird häufig genutzt. Ich glaube jeder hat schon mal einen Skifahrer oder Bobpiloten vor einem Rennen gesehen, wie er die Fahrt im Kopf durchgeht und das Rennen imaginär bestreitet. Das ist aber nur die Spitze des Eisbergs und eine der höchsten Anwendungsformen, nämlich die Anwendung im Wettkampf. Vorstellungstraining wird aber auch zur Verbesserung und Stabilisation der Technik verwendet. Außerdem nutzen sehr häufig verletzte Sportler ideomotorisches Training, um in der Bewegung zu bleiben, wenn sie diese nicht wirklich selber durchführen können. Und das ist auch genau der Grund, warum Vorstellungstraining zu Zeiten von Corona ein gutes Trainingsmittel ist. Da Golfplätze und Driving Ranges gesperrt sind, kann man nur bedingt z.B. den Abschlag üben, ist also eine ähnliche Situation wie bei einem verletzten Spieler. Außerdem haben wir momentan auf Grund eingeschränkter Trainings- und Freizeitmöglichkeiten die nötige Zeit, uns mit dem Thema zu beschäftigen.

Warum funktioniert ideomotorisches Training und was gehört dazu

Der Grund warum ideomotorisches Training funktioniert ist der sogenannte Carpenter Effekt. Dieser Carpenter Effekt bedeutet, dass wenn ich mir eine Bewegung intensiv und konkret genug vorstelle, kommt es auch ohne Bewegungsausführung zu einer Anspannung der dafür benötigten Muskulatur. Ich trainiere also ohne mich zu bewegen meine Muskulatur und den Bewegungsablauf. Damit es zu einer solchen Anspannung in der Muskulatur kommen kann, müssen unsere Gehirnzellen miteinander kommunizieren und ein bestimmter Impuls über unsere Nervenbahnen an den Muskel gesendet werden. Der Vorteil davon ist, je häufiger diese neuronalen Verbindungen genutzt werden, desto besser funktionieren sie und vor allem werden sie dadurch schneller. Genau das Gegenteil passiert allerdings auch, wenn wir sie nicht nutzen. Daher ist das ideomotorische Training besonders bei verletzten Spielern oder in Zeiten, in denen wir nicht trainieren können, so wichtig. Um ideomotorisches Training durchführen zu können, werden folgende 4 Grundlagen benötigt:

  1. Eine möglichst präzise Bewegungsbeschreibung
  2. Das Verinnerlichen der Bewegungsbeschreibung und dabei das Erlernen der Bewegungsvorstellung
  3. Knotenpunkte setzen
  4. Den Bewegungsrythmus mit einsilbigen, markanten Wörtern oder Lauten vorgeben / einhalten

Die Bewegungsbeschreibung

Der erste Schritt ist eine möglichst präzise Beschreibung der Bewegung. Diese sollte der Spieler alleine erstellen und aufschreiben, da es in erster Linie um seine Wahrnehmung der Bewegung geht und nicht um die des Coaches. Wichtig ist, dass diese Beschreibung möglichst genau ist und Sinneswahrnehmungen des Spielers beinhaltet wie sehen, hören und fühlen (kinästhetisch). Der Coach sollte anschließend einen Blick darauf werfen und prüfen, ob die Beschreibung detailliert genug und Lückenlos ist. An dieser Stelle können auch Probleme oder Lücken in der Bewegungsvorstellung des Spielers sichtbar werden. Für den Coach gilt es an dieser Stelle zu beachten, dass er die Lücken nicht durch seine Vorgaben und Wortlaute schließt, sondern der Spieler durch Fragen wie was machst du an dieser Stelle? oder was fühlst du an dieser Stelle? zur eigenen Lösung führt. Es geht schließlich darum, was der Spieler wahrnimmt und wie er es formuliert.

Das Verinnerlichen der Bewegungsbeschreibung und das Erlernen der Bewegungsvorstellung

Wenn die Bewegungsbeschreibung steht, dann muss der Spieler sie verinnerlichen und gleichzeitig eine Vorstellung in seinem Kopf entstehen lassen. Je nach Typ wird diese Vorstellung eher Bilder, Geräusche oder kinästhetische Wahrnehmungen (Berührungen oder Bewegungen) beinhalten. Auch wenn wir für einen Kanal empfänglicher sind als für die anderen, so sollten wir doch versuchen, jeden Kanal in unsere Vorstellung zu integrieren. Um die Beschreibung zu lernen und die Vorstellung mit leben zu füllen, sollte man sich ein ruhiges Plätzchen suchen und sich bequem hinsetzen. Jetzt solltet man die Beschreibung ein paar mal durchlesen. Ihr werdet feststellen, dass die Vorstellung im Kopf dabei immer konkreter wird. Dann ist es an der Zeit, sich auf dem Handy eine Sprachmemo mit dem Text aufzunehmen. Setzt euch Kopfhörer auf und schließt eure Augen. Nun hört euch den Text mehrfach an und lasst euren Gedanken freien Lauf. Ihr werdet immer mehr lebhafte Bilder, Geräusche oder andere Wahrnehmungen anhand der Beschreibung in eurem Kopf erzeugen. Dieser Prozess wird sich natürlich nicht in einer Einheit erledigen lassen. Man sollte jeden Tag 10-15 Minuten in diesen Prozess investieren. Ziel ist es, diese präzise Vorstellung der Bewegung auch ohne den gesprochenen Text im Kopf ablaufen lassen zu können, nur mit der Macht eurer Gedanken.

Knotenpunkte setzen

Da wir nicht immer Zeit haben, besonders wenn es Richtung Wettkampf geht, diesen kompletten Text durchzugehen, sollte der Spieler Knotenpunkte festlegen. Knotenpunkte sind Schlüsselbewegungen, die für den Ablauf der Bewegung unabdingbar sind und den Rest der Bewegung bestimmen. Da kommt auch wieder der Coach ins Spiel. Der Spieler sollte seine Knotenpunkte festlegen und mit dem Coach zusammen überprüfen, ob sie vollständig sind oder man sogar noch weitere Teile streichen kann. Auch hier ist wichtig, dass es die Formulierung des Spielers ist und nicht des Coaches.

Den Bewegungsrythmus mit einsilbigen, markanten Wörtern oder Lauten vorgeben / einhalten

Der letzte Schritt ist, das der Spieler die Knotenpunkte mit für ihn markanten und einsilbigen Worten oder Lauten belegt. Diese sollte er so benutzen, dass er sich den Bewegungsrhytmus damit vorgeben kann. Ich gebe an dieser Stelle, übrigens wie im gesamten Text wenn es um den Spieler geht, keine wörtlichen Beispiele, um die Spieler nicht zu beeinflussen. Wenn ihr an einer Stelle überhaupt keine Idee habt, was gemeint sein könnte, dann fragt euren Coach oder wendet euch an das Golfakadmie-Team.

Fazit

Ideomotorisches Training ist eine tolle Ergänzung zum normalen Training. Man sollte eine ruhige Zeit, wodurch auch immer diese verursacht ist, für sich oder mit seinen Spielern nutzen, um ein ideomotorisches Training zu erstellen und einzuüben. Diese Trainingsform sollte man im normalen Trainingsbetrieb weiter aufrechterhalten und sie in die Wettkampfsituation übertragen, um sich unter Druck die wesentlichen Dinge wieder schnell ins Gedächtnis rufen zu können.

Bereich: Mental Game
Stichwort: Mentaltraining
Erscheinungsdatum: 23 Mrz, 2020

Geschrieben von: Simon Lux