Ein wichtiges Turnier steht für dich an und bis Loch 16 läuft alles super. An diesem Punkt merkst du, dass du gut dabei bist. Und wenn du es noch nicht gemerkt hast, sind deine Flightpartner bestimmt so „freundlich“, dich darauf aufmerksam zu machen. Du möchtest das gute Ergebnis jetzt gerne nur noch nach hause fahren. Und auf einmal ist dein Spiel wie abgeschnitten. Du merkst zwar bei dir keinen Unterschied, aber irgendwie ist das Spiel nicht mehr so wie vorher. Und das war es dann mit der guten Runde. Ich denke, diese oder ähnliche Situationen haben wir alle schon einmal erlebt. Die Frage ist halt nur, was passiert da und warum passiert es? Meistens spüren wir bei uns selbst doch gar keine Veränderung. Nun, subjektiv mag das der Fall sein, aber objektiv hat sich etwas verändert. Denn auf einmal war Druck da und jeder von uns reagiert auf Druck. Leider wird in dem Moment unsere Wahrnehmung so eingeengt, dass wir selber nicht merken, ob und wie wir auf den Druck reagieren. Daher ist es so wichtig, dass du deine Tendenzen unter Druck kennst, damit du eine höhere Chance hast, es in der Drucksituation erkennen zu können und ein angemessene Reaktion zur Hand zu haben. Im folgenden zeige ich dir die 2 Haupttendenzen unter Druck und was du dagegen tun kannst.
Rennauto oder Schildkröte?
Es gibt zwei große Grundtendenzen, die unter Druck auftreten: man wird zu einem Rennauto oder zu einer Schildkröte. Ich denke die Namen geben schon einen guten Hinweis darauf, was für Verhaltensmuster sich der jeweiligen Tendenz einschleichen. Im folgenden gebe ich dir ein paar Hinweise, woran man die jeweilige Tendenz beim Golfen erkennen kann.
Das Rennauto:
- schneller gehen als normal
- schneller reden als normal
- schneller schwingen als normal
- Gedanken überschlagen sich
- man trifft unüberlegte Entscheidungen
- spielt eine aggressivere Strategie als normal
Die Schildkröte:
- langsamer gehen als normal
- langsamer sprechen als normal
- schwingt verhaltener
- neigt dazu, Dinge zu überdenken
- hat es schwer, Entscheidungen zu treffen
- spielt eine defensivere Strategie als normal
Und, konntest du dich in einer dieser Tendenzen schon wiedererkennen? Wenn nicht, dann achte beim nächsten mal darauf und frage auch deine Golffreunde, mit denen du häufig spielst, oder deinen Coach, wenn er dich häufiger spielen sieht, ob sie dich einer dieser Tendenzen zuordnen können. Das ist für andere meistens viel einfacher als für einen selbst.
Gezielte Gegenmaßnahmen
Wenn du dir deiner Tendenz bewusst bist, wird es dir viel leichter fallen, diese auch unter Druck zu bemerken. In dem Moment, wo du sie bemerkst, kannst du auch ganz bewusst Gegenmaßnahmen einleiten. Im folgenden möchte ich dir ein paar mögliche Gegenmaßnahmen zeigen.
Rennauto:
- Atme ganz bewusst und langsam. Zähle mal in einer druckfreien Situation, wie lange du einatmest und wie lange du ausatmest. Zwinge dich dann in der Drucksituation zum gleichen Rhythmus.
- Gehe ganz bewusst langsam. Setze jeden Schritt ganz gezielt und zwinge dich zum gleichen Tempo wie sonst.
- Rede ganz bewusst langsam. Sprich jedes Wort ganz betont aus.
- Frage dich, bevor du dich zu einer Entscheidung bekennst, ob du auch alles bedacht hast.
- Versuche ganz bewusst im Hier und Jetzt zu bleiben. Denke nicht schon an den nächsten Schlag oder das nächste Loch.
Schildkröte:
- Erhöhe ganz bewusst dein Gehtempo. Du kannst auch gerne in einen kleinen Dauerlauf verfallen.
- Rede bewusst schneller. Versuch nicht jedes Wort zu betonen, sondern rede einfach drauf los. Im Zweifel kannst du auch ein schnelles Lied für dich selber singen. (Je nach Gesangsqualität bitte nur leise oder innerlich)
- Fokussiere dich nur auf Dinge, die auch wirklich unter deiner Kontrolle stehen. Blende alle anderen Dinge aus.
- Zwinge dich, auf dein Bauchgefühl zu hören. Nimm die erste Entscheidung an und stehe dazu.
All das sind häufige Maßnahmen, die man ergreifen kann. Da wir alle individuell sind, wird nicht alles bei jedem helfen. Natürlich ist die Liste auch nicht vollständig. Vielleicht fallen dir ja für dich selbst auch noch andere Möglichkeiten ein. Probiere deine Ideen einfach aus und finde heraus, was dir persönlich hilft. Aber sei dir darüber bewusst, dass es wie bei allen Dingen im Leben ist: je häufiger du sie übst, desto besser wirst du sie beherrschen und desto besser werden sie dir helfen.